Schulschlusspanik – Interview mit Rat auf Draht Elternseite
Episode 50
27:00
Zeugnistag bei „Papa Mia!?“
Und was, wenn das Zeugnis nicht so aussieht wie wir es gerne hätten? Wir rechnen mit der Angst vor dem Zeugnis ab!
Mit Psychotherapeutin Magdalena Rankl von der Rat auf Draht Elternseite.
In dieser Episode diskutieren wir die Herausforderungen, vor denen Eltern stehen, wenn ihre Kinder mit schlechten Noten konfrontiert sind. Wie wichtig sind Mitgefühl, Trost und Unterstützung im Vergleich zu Strafen.
Außerdem bekommst Du umsetzbare Tipps, wie wir Eltern unsere Kinder während der Sommerferien unterstützen können, insbesondere bei Nachprüfungen oder dem Wiederholen eines Schuljahres.
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Transkript:
[0:00] Willkommen zur letzten Papamia-Folge vor der großen Sommerpause. Sommerpause, das heißt auch Ferien, die werde ich nützen, um mich auf die nächste Staffel vorzubereiten. Es ist die letzte Folge in der fünften Staffel und so quasi die Zeugnisverteilung. Und genau das ist auch das Thema. Vielen lieben Dank für die vielen Nachrichten, die ich bekommen habe, wo es darum gegangen ist, mach doch eine Folge zum Zeugnis, weil wir haben da ein bisschen Bammel, weil das Zeugnis unserer Kinder nicht ganz so ausschaut, wie wir es gerne hätten. Und deswegen bin ich jetzt hier, mitten im Zentrum von Rad auf Draht, sitze ich gegenüber von der Magdalena Rankl. Ganz kurz, wer sind Sie, was tun Sie? Ich bin Beraterin bei der Rad auf Draht und jetzt mit der Betonung Elternseite. Das heißt, ich berate nicht die Jugendlichen, sondern die Eltern. Das sind ja auch die, die meinen Podcast hören. Das ist einmal das Wichtige. Genau mit denen möchte ich ein bisschen in diese Materie eintauchen, weil es eben darum geht. Ich kenne es aus eigener Erfahrung, auch ein mir sehr nahestehender Bursch, der jetzt gerade heuer mit einem Zeugnis nach Hause kommen wird, das nicht so ausschaut, wie er es gerne hätte.
[1:07] Es ist einfach eine unglaublich unsichere Situation, weil man einfach nicht weiß als Elternteil, wenn man zum ersten Mal mit sowas konfrontiert ist, wie gehe ich richtig um? Weil man möchte nichts falsch machen. Gleichzeitig ist es halt vielleicht schon so, dass man auch selber, sag ich mal, enttäuscht ist. Das kann ja auch durchaus sein. Wie schaffe ich es aber, dass ich das irgendwie möglichst gut mit meinem Kind gemeinsam über die Bühne bringe, dass die nächsten zwei Monate auch Ferien werden und dann trotzdem der Start ins neue Schuljahr besser passt? Und genau darum geht es. Das heißt drei Dinge. Ich möchte mich kümmern um mein eigenes Verhalten und wie ich als Elternteil unterstützen kann. Das zweite ist, wie ich den Sommer verbringe und die Nachprüfungen so gut es geht über die Runden bringe. Und das dritte ist, wie es dann vielleicht auch um die Begleitung im Emotionalen geht bei den Kindern. Das sind die drei großen Punkte, die ich besprechen möchte. Legen wir los. Wie reagiere ich als Elternteil am besten, wenn mein Kind ein schlechtes Zeugnis bekommt? Ja, Sie haben es vorher schon auch angesprochen.
[2:05] Viele Kinder haben auch wirklich Angst, mit dem Zeugnis nach Hause zu kommen, dass es auch aus den Kollegen, Kolleginnen oft Rückmelden von der 147, wenn Anrufe kommen, mein Zeugnis ist schlecht, ich traue mich nicht nach Hause zu kommen, ich fürchte mich vor den Konsequenzen oder Reaktionen der Eltern. Und gerade wenn sowas unverhofft kommt, jetzt als Elternteil, kann es schon sein, dass auch Gefühle wie Wut, Enttäuschung auch aufsteigen. Aber es ist in dem Moment einmal das erste Schritt besonders wichtig, auch Mitgefühl zu zeigen, weil eine schlechte Note ist auch schon Konsequenz und Bestrafung auch genug. Und da ist es auch einmal wichtig, im ersten Schritt Mitgefühl zu zeigen und vielleicht das Kind oder den Jugendlichen auch zu trösten. Weil das ist ja schon etwas, auch wenn ich jetzt mir denke, das ist auch nur das Erste, was ich sage, hey komm, es ist ein Schuljahr.
[3:02] Wenn du dein ganzes Leben anschaust, relativ nicht so wichtig, wie es vielleicht auf den ersten Blick erscheint, aber das sagen wir als Erwachsene mit der Lebenserfahrung, die wir haben, weil für die Kinder ist das natürlich schon eine andere Bedeutung, oder? Ich meine, es kommt natürlich immer darauf an, was für eine Bedeutung geben wir denn als Elternteil einer schlechten Note oder einem Schuljahr, das wiederholt werden muss. Oft ist es auch sinnvoll, bei sich selbst zu reflektieren, was für eine Bedeutung gebe ich den Noten. Es gibt auch durchaus Eltern, die empfinden ein Befriedigend als schlecht. Tatsächlich. Also ist es schon so, dass da manchmal der Leistungsdruck, den wir vielleicht in unserer Gesellschaft ja ohnehin haben als Erwachsene, dass wir den so weitergeben? Ja, also die Eltern wollen ja für die Kinder immer das Beste.
[3:46] Und dazu gehört oft in der Gesellschaft natürlich eine gute Bildung. Und da steigen dann auch Gefühle wie Sorge oder Angst auf, wenn schlechte Noten aufkommen oder auch ein Schuljahr wiederholt werden muss. Und das wird natürlich transportiert. Also das bekommen ja Kinder und Jugendliche mit, bis hin, dass sie vielleicht auch Angst haben vor den Reaktionen der Eltern am Zeugnistag. Das heißt, diese Angst von den Kindern, die sie haben vor der Reaktion der Eltern, wie manifestiert sich das? Ich meine, mit welchen Ängsten sind da die Kinder konfrontiert? Also wenn man jetzt die Rückmeldung von den Kollegen und Kolleginnen da mitdenkt, ist es oft wirklich auch die Angst vor Strafen oder Konsequenzen, wie zum Beispiel Handyverbot. Solche Dinge, das kommt dann einfach oft, wenn das plötzlich kommt und man hat so das Gefühl, da muss man jetzt was machen als Elternteil. Aber das ist eher oft kontraproduktiv, das verschlechtert das Miteinander oft sogar, die Angst verstärkt sich und mit Angst lernt sich ja auch bekanntermaßen nicht gut.
[4:54] Bleiben wir bei diesen Bestrafungen ganz kurz im Konkreten. Also bei mir gab es damals weder Handy noch Playstation oder was auch immer. Also bei mir wurde dann vielleicht, wenn überhaupt, zum Glück waren meine Eltern nicht so, also nicht Fernsehverbot, aber nehmen wir all das hinein, so Verbote im Alltag, ob es jetzt Hausarrest oder was auch immer ist, da kann man generell sagen, ist schlecht als Bestrafung, oder? Ja, wenn man jetzt nochmal bei dem Beispiel mit den Noten bleibt, wenn man sich ja mal hineinversetzt, auch in das Kind oder in den Jugendlichen oder sich in die eigene Jugend hineinversetzt, ist das ja so, dass sie ja selbst unzufrieden sind. Auch wenn sie vielleicht cool wirken oder das nicht so zeigen. Also ich kenne kein Kind, keinen Jugendlichen, der da nicht unzufrieden ist. Und genau dann braucht man eher die Gewissheit, dass die Liebe der Eltern nicht
[5:46] an Noten und Leistungen geknüpft ist. Also ich würde sagen, eine Note ist schon Strafe genug.
[5:54] Und es kann auch sein, dass die Kinder dann eine Überforderung haben mit dem und sich dann auch alleingelassen fühlen. Wut kommt auf, Frustration und ist nicht zielführend dann in der Situation im Miteinander. Das heißt natürlich, das, was die Kinder von der Benotung in der Schule mitbekommen, sagen Sie, reicht völlig als Konsequenz für das, was halt irgendwie die schlechte Note bedeutet?
[6:20] Naja, also eine Konsequenz ist ja dann eine Auswirkung von dem Verhalten und eine schlechte Note ist ja eine Auswirkung von vielleicht zu wenig Lernen. Aber trotzdem, als Elternteil muss man genau hinschauen, ist es wirklich das? Und auch wenn es das ist, hinzuschauen, was sind denn die Gründe, dass es nicht geklappt hat? Gibt es Mobbing in der Schule? Das kann ja auch sein. Gibt es psychische Probleme? Gibt es vielleicht auch im Elternhaus Probleme wie Trennung und Scheidung? Und das alles kann ja mitspielen, dass die Note schlecht ist oder dass das Lernen auch nicht so leicht fällt wie sonst. Das heißt konkret jetzt, kommt das Kind nach Hause und zeigt mir das Zeugnis. Ich meine, es ist ja voraussichtlich nicht ganz unvorbereitet, weil es gibt ja gewisse Vorwarnsysteme auch in der Schule. Aber wie mache ich das? Während vielleicht andere Schülerinnen und Schüler freudig aus der Klasse, aus dem Schulhaus rauslaufen mit ihrem Zeugnis in der Hand und Eis essen gehen mit den Eltern, bin ich traurig. Wie kann ich als Elternteil dieses Gefühl, so gut es geht abfangen, so gut es geht die Situation in die Hand nehmen und das gut machen?
[7:30] Ja, also aus dem einen einmal natürlich sich versuchen, in die Situation des Kindes hineinzufühlen. Ich meine, wenn es so ganz plötzlich kommt, kann es ja sein, vielleicht hat das Kind die Unterschrift gefälscht bei der Frühwarnung oder was auch immer, aber sich zu überlegen, wie geht es denn meinem Kind jetzt? Also das erste Schritt ist einmal abzuholen, zu trösten und vielleicht auch eher die Anstrengung würdigen. Also wenn man das Gefühl hat, das Kind hat sich angestrengt, das auch zu würdigen, die Anstrengung für das Schuljahr und das auch wertschätzen. Darf ich Enttäuschung zeigen als Elternteil? Ich meine, man kann es vielleicht auch nicht verbergen in dem Moment, wenn es jetzt ganz plötzlich kommt, wenn man jetzt einmal davon ausgeht, es ist plötzlich. Wichtig ist nur, dass man nicht in die Überreaktion kommt, dass man anfängt wütend zu werden, wobei das Grundgefühl eigentlich Enttäuschung oder Sorge um
[8:26] das Kind ist und dann Strafen oder Vorwürfe mit Vorwürfen kommt. Ja, also wichtig ist es, bei sich zu bleiben, zu sagen, boah, das kommt jetzt unverhofft. Ich bin jetzt schon ein bisschen traurig, dass ich das nicht weiß, dass du mir nie mit mir geredet hast. Mir ist es wichtig, dich zu unterstützen, also eher so.
[8:48] Und wenn man jetzt sozusagen die Enttäuschung und die Konsequenzen auf der einen Seite hat, es gibt ja auch bei guten Zeugnissen jetzt dann, weiß ich nicht, vielleicht bei vielen Familien so die Belohnung dafür. Ist das was Gutes zu sagen, du wirst belohnt dafür, dass du gute Noten hast? Ja, also das ist eine Frage, die haben wir durchaus, manchmal auch in der Elternberatung und wir alle kennen das Zücken der Geldtasche ja auch vielleicht noch aus Kindertagen. Und ich habe es genossen bei der Oma, muss ich ganz ehrlich sagen. Das war schon cool, ja. Was ich oft ein bisschen kritisch sehe, sind diese pauschalen Belohnungssysteme. Also für einen Einser bekommt man 50 Euro, für einen Zweier 30 Euro. Einfach aus dem Grund, weil es ja jedem Kind anders leicht oder anders schwer fällt. Für manche ist ein Einser sehr leicht zu erreichen, für manche ist ein Dreier sehr schwer zu erreichen. Also da ist es oft... Wichtig auch zu reflektieren, was möchte ich denn belohnen? Die Note oder vielleicht die Anstrengung dahinter oder einfach nur das Schuljahr wertschätzen. Dass man es geschafft hat, dass man sich angestrengt hat und vielleicht einen Ausflug machen, ein Eis essen gehen.
[9:56] Sowas in die Richtung. So würde ich das jetzt sagen, klingt das eher als wäre die letzte Option die, die gescheit wäre. Ja, also das muss man selber entscheiden. Es ist auch jedes Kind anders. Es ist auch jedes Kind reagiert anders. Sondern wichtig ist es zu reflektieren und sensibel mit dem Thema umzugehen. Schauen wir vielleicht jetzt hinein zum zweiten Punkt. Also jetzt geht es darum, wir stehen vor den Ferien oder sind vielleicht, wenn Sie das hören, jetzt dann schon in den Ferien drinnen. Das heißt, auch wenn es für uns Eltern eine Zeit ist, bei der wir uns überlegen müssen, wie schaffen wir es, die Kinder zu betreuen in den Ferien. Weil das ist auch nicht easy, aber das ist ein anderes Thema. Da geht es darum zu sagen, diese zwei Monate haben ja auch einen Sinn, Erholung abschalten, die Schule mal weglassen. Und das geht halt natürlich nicht so gut, wenn man weiß, es kommt eine Nachprüfung oder es kommt vielleicht sogar eine andere, eine neue Klasse, weil das Wiederholen der Klasse schon fix ist. Wie strukturiere ich mir die Ferien, damit es sich ausgeht mit Lernen und mit Abschalten?
[10:56] Ja, da ist es auch einmal gut für das Elternteil, auch wenn das dramatisch erscheint, wenn vielleicht eine Nachprüfung da ist und es so ein Gefühl von angepatzte Ferien gibt, trotzdem auch darauf zu schauen, dass die Erholung da sein kann, dass man das Kind oder den Jugendlichen vielleicht auch unterstützt bei der Einteilung des Lernstoffes, dass beides möglich ist. Und auch am Anfang ist es oft nicht sinnvoll, gleich zu starten mit dem Lernen, sodass man da auch einmal ein bisschen einen Abstand hat, auch einmal die ersten ein, zwei Ferienwochen da auch wirklich abschalten kann, auch Ferien machen kann. Und da kann es helfen, gemeinsam eben zu überlegen, wie man sich am besten auf die Nachprüfung vorbereitet. Und oft ist es auch sinnvoll, wirklich Hilfe zu holen. Manchmal ist es auch sehr konfliktbehaftet und da kann es auch sinnvoll sein, das Lernen ein bisschen auszulagern und nicht selbst mit dem Kind zu lernen. Vielleicht auch, weil man es selber als Elternteil gar nicht so gut kann. Ja, das kann auch sein. Je älter die Kinder werden, umso mehr merkt man, dass man gar nicht mehr so viel weiß von der Schule. Das merke ich an eigener Erfahrung. Aber viele machen es jetzt so, dass sie sagen, der Juli gehört dem Genießen und der August, da wird gelernt. Ist das eine Aufstellung, wo sie sagen, ja, passt schon?
[12:10] Umso älter das Kind ist, umso sinnvoller ist ebenso dieses Miteinander. Also so dieses gemeinsam schauen, was ist denn sinnvoll und weniger dieses, ich gebe jetzt als Elternteil vor, was sinnvoll ist. Also dass man da auch die Meinung, die Wünsche der Kinder auch mit einbezieht, so ein bisschen. Aber das heißt, der Nachtzipf macht den Sommer nicht kaputt, er macht den nur halt ein bisschen anders. Genau, ja. Und da kann man als Elternteil auch unterstützen, indem man jetzt nicht die ganze Zeit Druck macht. Das ist ja auch nicht sinnvoll, sondern auch darauf achtet, dass es eben, so wie Sie sagen, diese Erholzeiten auch geben kann. Müssen die Schulsachen in den Urlaub mitkommen, wenn ich mit der ganzen Familie fahre?
[12:54] Das ist so die Frage. Ist es dann noch ein Urlaub? Also ist es dann wirklich auch die Erholung, die man braucht, um wieder neues Wissen aufzunehmen oder hemmt es einen eigentlich dadurch ganz abzuschalten? Also auch da muss man individuell schauen, wie geht es sich denn aus, gemeinsam überlegen und da gut strukturieren. Aber wenn es jetzt eine Woche Urlaub ist, kann man sich das ja durchaus überlegen, dass man da auch wirklich ganz abschaltet, dass das sinnvoll sein kann. Was gibt es denn so für vielleicht konkrete Herausforderungen oder Tipps, die ich als Elternteil, weil vielleicht komme ich auch zum ersten Mal in die Situation, dass ich da jetzt wirklich intensiv mit meinem Kind lernen muss.
[13:35] Gibt es da irgendwas, wo ich sage, okay, so ist das Kochrezept oder ist das auch so ein, das kommt darauf an, wie das Kind ist?
[13:42] Das kommt darauf an, wie das Kind ist. Oder fast befürchtet. Genau, es kann ja auch sein, durchaus, dass ein Jugendlicher eigentlich den Wunsch hat, ich möchte das alleine schaffen und der Elternteil hat so den Eindruck, ich muss das jetzt schaffen, ich muss jetzt da die ganzen Ferien lernen. Lernen, manchmal hat das auch damit zu tun, dass man es vielleicht auch persönlich nimmt, dass das Kind es nicht geschafft hat, dass man vielleicht nicht gut genug unterstützt hat. Also da kann man auch bei sich selber reflektieren, vielleicht kann man es auch den Jugendlichen, wenn es schon sein Wunsch ist, auch ein bisschen mehr zutrauen, dass er es auch selber schafft oder auch selber angeht. Das ist auch eine Altersfrage dann wahrscheinlich, oder? Deine Altersfrage, genau. Und oft ist es gar nicht sinnvoll, immer daneben zu sitzen. Ganz im Gegenteil, vielleicht teilt man sich eine Lernzeit ein und sagt, da bin ich verfügbar, da bin ich da, aber ich setze mich nicht die ganze Zeit neben dich hin. So lernt man ja auch Selbstständigkeit. Ich glaube, die Befürchtung, die manche auch haben, ist so, jetzt müssen wir in Wirklichkeit lernen ohne Ende. Genau. Was ist zu viel? Ja.
[14:45] Das ist eine schwierige Frage. Was ist zu viel? Ich würde sagen, zu viel ist, wenn sich das Kind oder der Jugendliche schon so unter Druck gesetzt fühlt, dass es gar nicht mehr fähig ist zu lernen oder eben wenn diese Erholungszeiten dann in den Ferien nicht mehr da sind. Wenn jetzt, gehen wir vielleicht weiter zum emotionalen Teil, den ich ganz interessant finde, weil ich glaube, da kommt viel auf Jugendliche zu und da muss ich als Elternteil sehr unterstützend sein und vielleicht auch versuchen, mich neben mir selber hinzustellen und zu sagen, ich schaue jetzt mal nur auf mein Kind. Wenn jetzt zum Beispiel das Wiederholen der Klasse eigentlich schon fix ist, dann weiß ich, da kommt einiges auf die Kinder zu. Neue Klasse.
[15:33] Vielleicht kenne ich die Leute dann auch nicht so gut, die anderen. Auch so ein bisschen dieses, ich habe es nicht geschafft, ich bin nicht so gut wie der anderen. Das ist sicher auch etwas, was auf mich zukommt. Was kann ich denn da machen als Elternteil, um das zu unterstützen? Weil, okay, jetzt wahrscheinlich das Erste ist einmal akzeptieren, dass es so ist. Ja, also natürlich, es ist kein angenehmer Zustand. Man verliert seinen Klassenverband, man hat eine neue Klasse, man ist vielleicht enttäuscht auch als Kind oder Jugendlicher, aber auch die Eltern sind enttäuscht. Das darf man nicht vergessen. Auch die Eltern haben Angst, was dann passiert mit dem Kind, wenn es wiederholt oder sind enttäuscht und da ist es auch sinnvoll, das bei sich selber auch einmal zu reflektieren, vielleicht auch die eigenen Erfahrungen, die spielen ja auch mit, hat man selber wiederholt und negative Erfahrungen gemacht und ist es deswegen so ein Drama, vielleicht ist es für den Jugendlichen oder für das Kind gar nicht so ein Drama.
[16:31] Und da ist es eher sinnvoll, bei sich selber zu reflektieren und eher den Fokus auf die positiven Seiten. Vom Wiederholen, das kann es ja durchaus auch haben. Für viele Kinder ist das eine Chance, wird auch so gesehen, wird auch dann im Nachhinein so wahrgenommen und sich eher auf das zu konzentrieren, auch in der Kommunikation mit dem Jugendlichen oder mit dem Kind. Was ist gut daran? Was kann ich da für positive Sachen aufzählen, um meinem Kind das Gefühl zu geben, hey, schau mal auf das?
[17:00] Ich meine, man kann, wenn man sich vorstellt, wenn man es jetzt ein Jahr wiederholt, Wiederholt ist es ja so, in den Fächern, wo man sich sowieso schon nicht so schwer getan hat, und das sind
[17:10] ja in der Regel einige, da kann man ja dann relativ leicht brillieren. Das ist wahr, ja. Auch mit wenig Anstrengung und da hat man ja dann auch ein gutes Gefühl dabei. Oder eben Tests, Schularbeiten sind vielleicht gar nicht so anders wie in der Klasse. und da kann man ja auch ganz schön hilfreich sein für die anderen Klassenkollegen, Klassenkolleginnen, da vielleicht auch einmal eine andere Rolle einnehmen.
[17:37] Also man hat auch vielleicht ein bisschen mehr Zeit, auch vielleicht für andere Dinge. Also umso dieses Soziale. Ich denke mir, das ist vielleicht so ein Neustart und auch gar nicht so schlecht, sich in der Klasse komplett neu zu positionieren. Weil ich habe doch eine gewisse, ich sage jetzt nicht Rangordnung, aber es gibt in jeder Klasse eine Form von Hierarchie. Der eine ist der Klassengasperl, der andere ist halt der Gescheite. Oder irgendwie so, das gibt es doch in jeder Klasse so. Und vielleicht kann ich dann in der neuen Klasse dann auch eine neue Sache finden. Und so bei einem gewissen Alter ist ja Alter auch noch Leistung. Also wenn ich der Größere bin, der Ältere bin, dann kann ich mich vielleicht auch anders positionieren. Ja, genau, also durchaus. Also man hat einen Neustart auch mit den Schulkollegen, Schulkolleginnen. Man tut sich einfach leichter bei den Fächern, wo man sich sowieso schon leicht getan hat. und kann sich dann eher auf das konzentrieren, wo man vielleicht noch was wiederholt und dann nochmal durchkaut und dann geht vielleicht auch der Knopf auf. Der Podcast, den ich mache, ist ja einer, der sich vorwiegend an Väter richtet, obwohl die Zahlen zeigen, dass zumindest genauso viele Mütter diesen Podcast hören, was mich natürlich freut, aber vielleicht hören einfach die Väter mit den Accounts ihrer Partnerinnen, ist ja auch okay. Okay.
[18:45] Gibt es da eigentlich von der Reaktion her oder von dem, wie man sich beschäftigt, gibt es da Unterschiede zwischen den Vätern und den Müttern, was das Aufnehmen von so schulischen Leistungen angeht? Kriegen Sie das mit in den Beratungen der Eltern, dass da, weiß ich nicht, die Väter mehr oder weniger mit den Leistungen ihrer Kinder konfrontiert sind oder damit zu kämpfen haben? Ja, also ich würde immer sagen, das hängt vom Mensch ab, wie man reagiert.
[19:17] Und manchmal kommt so die Rückmeldung, ja, ich bin mehr so der emotionale Part vielleicht von der Mama oder vom Papa. Der ist eher so der strenge, aber es gibt es auch umgekehrt. Aber dahinter steckt eigentlich immer dasselbe, würde ich sagen. Also immer eine Angst und Sorge für das Kind und auch, dass man immer das Beste möchte für das Kind oder für den Jugendlichen. Egal, ob man jetzt reagiert mit strengen Strafen oder mit Mitgefühl, Emotionalität. Sinnvoller ist es natürlich, bei sich selber zu reflektieren und dann richtig reagieren zu können, nämlich zu trösten, eher die Gründe zu suchen, zu unterstützen und weniger in diese Überreaktion dann zu kommen, die dann nicht hilfreich ist. Weil, nochmal zusammenzufassen, und da schließt sich auch die Klammer zum Beginn, eben diese Strafen im Endeffekt nur eine weitere emotionale Belastung bringen und nicht dazu beitragen, dass man sich besser fühlt. Genau, ja. Und im Endeffekt ist es ja auch für die Beziehung nicht gut zum eigenen Kind. Also, weil das baut ja eine Mauer auf und ist dann kein guter Nährboden, um auch wirklich über die Gründe zum Beispiel zu sprechen und was man vielleicht auch verbessern könnte. Können wir das nochmal ganz kurz, ich glaube, das ist ein bisschen die Kernaussage von dem Ganzen, zusammenfassen.
[20:36] Strafen sind nicht notwendig, die Strafe ist ja ohnehin schon die schlechte Benotung und die damit verbundene emotionale, dieses Empfinden, das das Kind hat damit. Und ich als Elternteil muss einmal darüber nachdenken, warum macht mir das so fertig?
[20:53] Woran liegt das? Liegt es vielleicht daran, dass ich mich selber in dem Kind sehe und schaue, was das mit mir macht? Und dann bin ich eigentlich dazu da, dass das Kind an dem Ort, wo es sich sicher fühlt, nämlich zu Hause, auch sicher aufgehoben ist und nicht mit einer weiteren Konsequenz rechnen muss, oder wie? Genau, ja, ich würde sagen, das sind sicher mal die ersten wichtigen Schritte. Und dann kann man mal schauen, ist das Kind oder der Jugendliche auch empfindlich, bei den Gründen zu schauen und da eben dann gemeinsam zu schauen, und wie kann man denn da jetzt daran arbeiten? Jetzt habe ich von meinem Vater immer ein sehr lustiges System gehabt. Ich habe das Glück gehabt, dass ich mir in der Schule meistens relativ leicht getan habe, mit wenigen Ausnahmen. Also Mathe und Latein war nicht super, aber sonst war es eigentlich immer ganz okay. Und da hat er dann immer ausgeteilt, das waren damals noch Schillingzeiten, das war diese Währung, die wir vor dem Euro hatten, schon lang her. Aber da gab es immer 5 Schilling für einen Vierer und 10 Schilling für einen Fünfer.
[21:48] Also wirklich minimal Belohnungen eigentlich in die Gegenrichtung. Also im Sinn von, er hat dann immer gesagt, damit du nicht ganz so traurig bist, wenn du einen Flecker oder einen Vierer hast. Mhm. Ohne jetzt meinen Vater bewerten zu wollen natürlich, aber kann man das auch so quasi mit Galgenhumor machen? Oder glauben Sie, ist das ein Blödsinn? Ich meine, Sie können sich ja vielleicht hineinversetzen, wie es für Sie war. Ich kann mir vorstellen, dass man sich in so einer Situation vielleicht gar nicht so ernst genommen fühlt oder dass man vielleicht eigentlich ganz was anderes braucht, als wie jetzt Geld zu bekommen. Also wenn man sich vorstellt, man kommt mit einer Sorge und dann bekommt man Geld, ist das vielleicht gar nicht so das, was man eigentlich braucht. Und natürlich ein bisschen bedenklich ist es ja auch, weil man ja fast schon das belohnt, eine schlechte Note zu haben und wenn man sich denkt, vielleicht ist ein Enkel, das hat irgendwie einen Dreier und ein anderes Enkel, das hat einen Vierer, beide sind irgendwie traurig, aber ungleich traurig.
[22:52] Kommt ja auch eine gewisse Ungerechtigkeit dann auch hinein. Aber ich glaube, reich werden kann man mit den Belohnungen nicht, aber da geht sich gerade einmal das Eis aus, wenn es gut geht und man einen günstigen Eishalot findet. Okay, aber das heißt, das ist jetzt nur so, weil ich mir gedacht habe, an das kann ich mich erinnern. Das war es so, abgesehen davon, dann eben irgendwann der Gang zu den Großeltern mit dem Zeugnis und dann war es eigentlich immer schön, sozusagen diese, vielleicht mit der Oma irgendein neues Spiel kaufen zu gehen oder sowas. Das war schon immer cool, das habe ich schon immer sehr genossen eigentlich. Aber trotzdem weiß ich schon, dass natürlich war ich glücklicher mit einem guten Zeugnis, das ist eh logisch. So ganz vorzüglich war es eh nie, aber so in Ordnung. Also so, dass man sich wohl gefühlt hat eigentlich. Aber ich habe es eben schon mitbekommen und das ist auch für die anderen Schulkinder ja nicht cool, wenn man einen Klassenkollegen verliert, der vielleicht nicht mehr in der Klasse ist, weil man eben wiederholen muss, oder? Ja.
[23:47] Okay, dann vielleicht zum Schluss noch einmal zusammenfassend, wenn mein Kind jetzt nach Hause kommt und ich schon merke, der Kopf hängt, wenn ich schon merke, vielleicht ist der Gustavs Essen gar nicht so groß da, was tue ich? Ja, also zum einen registriert man es mal, kann sich schon denken,
[24:13] oh, was ist da jetzt los, versucht sich einmal hinein zu versetzen, schaut sich vielleicht das Zeugnis an, vielleicht sind da ein paar Noten drinnen, die jetzt nicht so erwartet waren, werden wahrscheinlich bei einem selbst auch Gefühle hochkommen. Dabei ist es immer gut, die zu registrieren und versuchen möglichst unaufgeregt da mal drauf zu schauen Und eher mal zu trösten, wenn man merkt, der Kopf hängt auch schon.
[24:40] Dann kann man eben auch hingehen und mal schauen, vielleicht eben die Anstrengung auch würdigen, weil die meisten Kinder haben sich in der Regel auch angestrengt. Und vielleicht auch auf die Noten schauen, die eigentlich eh gut sind, die auch würdigen ein Stück weit. Also auch das Positive sehen. Es gibt ja in der Regel nicht nur Negatives. Und ja, einfach mal schauen, dass sich das Kind gut aufgehoben fühlt in seiner Wut, Scham, Traurigkeit. Und dann kann man darüber reden, was sind denn die Gründe. Oder auch darüber reden, ich bin irgendwie jetzt ein bisschen überrascht, dass du mir das nicht gesagt hast. Was sind denn da die Gründe? Okay, dann sage ich vielen lieben Dank für die Zeit. Okay, danke. Vielen Dank für die Einladung.